Produktentwicklung – vom Kopf auf die Füße gestellt

Vor gut 40 Jahren begann die Softwaretechnik, sich allmählich mit einem strukturierten Projektmanagement anzufreunden. Zur gleichen Zeit entstand in Berlin ein Gegenentwurf, der radikal den Menschen in den Mittelpunkt stellte: Agilität, zwanzig Jahre vor dem Agilen Manifest. Lesen Sie in einem ausführlichen Beitrag, wie es zu diesem Perspektivwechsel gekommen ist.

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Mit der Abkehr vom Mainframe-Rechner konnten Informatikerinnen endlich komplexere Anwendungen schreiben. Komplexere Programme ziehen jedoch komplexere Projektabläufe mit sich. Ein Alternativentwurf für ein menschenzentriertes Projektmanagement stammt aus Berlin, von einer Arbeitsgruppe unter Führung von Christiane Floyd, Deutschlands erster Professorin für Informatik.

Das evolutionär-partizipative Projektmodell STEPS fördert eine produktive Interaktion von Programmiererinnen und Anwendern – deren Integration in den Entwicklungsprozess ist zentral für das Vorgehensmodell. Die zentrale Erkenntnis von Christiane Floyd war, die Vorgehensweisen beim Projektaufsatz von der Projektdurchführung zu trennen: Ein Projekt wird mit einem Top-Down-Vorgehen vorbereitet und strukturiert, dann jedoch in Zyklen umgesetzt – agil, wie wir heute sagen würden.

Diese Erkenntnis reichte Christiane Floyd jedoch nicht – über die praktische Antwort, wie Software menschenzentriert entwickelt kann, suchte sie auch eine theoretische Fundierung. Informatik hieß zu der Zeit Softwaretechnik – entsprechend technikfokussiert waren auch die Projektmanagement-Ansätze. Floyds Leistung dabei ist, dass sie mit ihrer Forschung bewiesen hat, das Software ein sozio-technisches System darstellt: Programmierer und Anwenderinnen interagieren mit der Technik, die wiederum deren Arbeitswelt entscheidend beeinflusst.

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Der Beitrag zum Wirken und Denken von Christiane Floyd ist in Ausgabe 3-2022 der Zeitschrift für OrganisationsEntwicklung erschienen. Des Heft ist auf der Website der Fachzeitschrift erhältlich. 

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Floyds Suche wird zu einer spannenden Begegnung mit weiteren Geistesgrößen ihrer Zeit, vor allem entsteht eine fruchtbare Auseinandersetzung mit dem radikalen Konstruktivismus, auch bekannt als Kybernetik zweiter Ordnung. Christiane Floyds erkenntnistheoretische Sicht zeigt, wie Softwareentwicklung eingesetzt werden kann, um die Handlungsmöglichkeiten von Menschen konsequent zu erweitern.